Amblyopie

01.09.2022
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Was ist eine Amblyopie und wie kommt es dazu?

Als Amblyopie bezeichnet man eine schwere Form der Schwachsichtigkeit, welche jedoch nicht auf einer Erkrankung der für das scharfe Sehen notwendigen Strukturen im Auge zurückzuführen ist – die eigentlichen Strukturen sind dabei nämlich intakt. Grundsätzlich kommt es zu einer falschen oder unscharfen Abbildung des Gesehenen auf der Netzhaut – beziehungsweise konkreter auf der Fovea centralis, dem Ort des schärfsten Sehens. Von dieser Form der Augenerkrankung kann sowohl ein wie auch beide Augen betroffen sein.

Als Ursachen für diese spezielle, aber sehr schwerwiegende Einschränkung der Sehfähigkeit kommen dann auch verschiedene Faktoren in Frage. Zu den Wichtigsten gehören dabei folgende:

  • Trübungen des Auges wie zum Beispiel ein Grauer Star (Katarakt)

  • Sehr ausgeprägte Formen der Hornhautverkümmung (Astigmatismus) oder auch der Linse

  • Schielerkrankungen (Strabismus)

  • Ptosis, bei welcher ein stark herabhängendes Augenlid (Schlupflid) die Sicht einschränkt und die Pupille somit verdeckt

  • Eine ausgeprägte Kurz- oder Weitsichtigkeit (Myopie beziehungsweise Hyperopie)

Wie bereits erwähnt liegt das Problem bei der fehlerhaften oder nur sehr schwachen Abbildung der Umwelt auf der Fovea centralis. Diese schwachen Projektionen werden dann auch als entsprechend spärliche Signale an das Gehirn weitergeleitet. Diese Tatsache an sich ist für die momentane Situation nicht dramatisch, da der dürftige Input des einen Auges durch das andere Auge ausgeglichen werden kann (binokuläres Sehen). Beim binokulären Sehen werden jeweils die Inputs beider Augen an verschiedenen Stellen im Gehirn verschaltet, abgeglichen und ausgewertet, wobei schlussendlich die eigentliche Sehinformation entsteht. Auf ähnliche Weise verhält es sich mit dem Output – auch dieser unterliegt einer konsensuellen Steuerung.
Sollte der Zustand der eingeschränkten Sehfähigkeit eines Auges jedoch über längere Zeit hinweg andauern, so besteht die Gefahr, dass sich diese Einschränkung in Form einer Schwachsichtigkeit des betroffenen Auges manifestiert – und dies unter Umständen irreversibel.

Symptome und Diagnose

Bei einer Schwachsichtigkeit gibt es einen sehr engen Zusammenhang zwischen dem eigentlichen Sehvermögen und der entsprechenden Verschaltung im Gehirn. Und das Gehirn ist ein sehr anpassungsfähiges und lernendes Organ unseres Körpers – nicht umsonst wird es das Steuerungszentrum genannt. Folglich können Abweichungen und Einschränkungen – insbesondere im Bereich der Augen – bis zu einer relativ starken Ausprägung erfolgreich ausgeglichen werden, sodass diese als solche gar nicht wahrnehmbar sind oder gross in Erscheinung treten. Gerade im Fall der Amblyopie handelt es sich besonders im Zusammenhang mit Kindern oft um eine Zufallsentdeckung. Eine Amblyopie lässt sich vor allem dann beobachten und feststellen, wenn das intakte – und in dem Sinne führende – Auge abgedeckt wird und plötzlich eine merkliche Einschränkung der Sehfähigkeit vorliegt.
Das Mittel der Wahl zur Feststellung einer Amblyopie beim Augenarzt ist vor allem ein Sehtest, bei dem die Sehschärfe jedes Auges geprüft wird. Entsprechend würde sich auch zeigen, falls die Sehschärfe nicht der altersabhängigen Norm entspricht. Falls dem so sein sollte, ist es besonders wichtig auch allfällige weitere, damit zusammenhängende Augenerkrankungen auszuschliessen oder entsprechend zu diagnostizieren und zu behandeln.
Je früher eine Amblyopie erkannt wird desto besser, denn wie bereits erwähnt können bereits manifestierte Varianten kaum mehr reversibel behandelt werden.

Therapie

Ein rasches Handeln ist von grösster Bedeutung, da die abschliessende Ausbildung des visuellen Systems bereits in den ersten Lebensjahren stattfindet. Bereits ab dem zehnten Lebensjahr besteht die Gefahr einer irreversiblen Amblyopie. Wie bereits erwähnt gilt der Grundsatz: Je früher eine Schwachsichtigkeit erkannt und behandelt werden kann, desto besser stehen die Chancen auf Heilung und Wiederherstellung einer normalen Sehfähigkeit.
Man bedient sich für die Behandlung dabei je nach Ursache verschiedenster Methoden und Behandlungsstrategien – diese reichen von operativen Eingriffen bei Linsentrübungen, über Korrekturen der Fehlsichtigkeit durch Brillen und dergleichen bis zu Augenoperationen bei Schielerkrankungen und Ptosis. Eine wichtige und oft angewandte Methode ist dabei die Okklusion: Dabei wird das gesunde, sehende Auge mit einem Pflaster abgedeckt, wodurch das andere, eingeschränkte Auge sozusagen zum Sehen und zur Verbesserung der Sehfähigkeit gezwungen wird. Auf jeden Fall sollten regelmässige Verlaufskontrollen und Sehschärfe-Messungen vorgenommen werden. Binokuläres Sehen kann ausserdem in sogenannten Sehschulen trainiert und gefördert werden.

Für eine konkrete Einzelfall-Beratung und -abklärung, sowie für weitere Informationen zu diesem oder einem anderen ophthalmologischen Thema stehen Ihnen die Augenärzte der Augentagesklinik Zürich Oberland gerne zur Verfügung.