Glaskörper-Erkrankungen

02.09.2022
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Was ist der Glaskörper?

In der Fachsprache wird der Glaskörper Corpus vitreum genannt. Es handelt sich um den grössten Anteil des Auges, welcher verantwortlich ist für die konstante, prallelastische Form des Augapfels. Wie der Name schon sagt ist der Glaskörper durchsichtig, er enthält keine Gefässe oder Zellen, sondern besteht zu 98% aus Wasser. Die restlichen 2% bilden Kollagene und Hyaluronsäure. Glaskörper-Erkrankungen können die Sicht massiv beeinträchtigen, da alle Lichtstrahlen gezwungenermassen durch den Glaskörper hindurchtreten müssen um auf die Netzhaut zu gelangen.

Diagnostik von Glaskörper-Erkrankungen

Da der Glaskörper vor der Netzhaut liegt, können Veränderungen in der Regel mit dem Ophthalmoskop erkannt werden. Je nach Symptomatik kann der Visus, das Gesichtsfeld oder die Anamnese Aufschluss über die Genese der Erkrankung geben. Ist die Linse im Rahmen einer grauen Star Erkrankung (Katarakt) getrübt, so ist die direkte Begutachtung des Augeninneren erschwert. In diesem Fall kann man auf eine Ultraschalluntersuchung zurückgreifen.
Blutungen
Von Glaskörperblutungen spricht man, wenn Blut in den Glaskörper gelangt. Dieses stammt in der Regel von den retinalen Gefässen (Gefässe auf der Netzhaut). Der betroffene Patient bemerkt rötliche Trübungen und mehr oder minder grosse Einschränkungen des Gesichtsfeldes. Blutungen in den Glaskörper sind nicht schmerzhaft. Ein Trauma des Auges oder entzündliche Prozesse können eine Blutung verursachen, die Blutung kann jedoch auch auf andere Grunderkrankungen, wie Bluthochdruck oder Diabetes, zurückzuführen sein. Manchmal ist auch keine klare Ursache identifizierbar, man spricht in diesem Fall von einer idiopathischen Glaskörperblutung.
Je nach Ausmass der Blutung werden verschiedene Therapieansätze verfolgt. Ist die Blutung klein, so kann abgewartet werden. Der Patient sollte eine aufrechte Haltung einnehmen um eine weitere Ausbreitung der Blutung zu verhindern. Anschliessend kann die Ursache der Blutung behandelt werden, zum Beispiel mit Laserkoagulation der Netzhautgefässe. Grosse Blutungen bilden sich in der Regel nicht spontan zurück, eine Glaskörper Entfernung (Vitrektomie) ist notwendig. Der zurückgelassene Hohlraum wird mit Gas, Kochsalzlösung oder Silikon-Öl aufgefüllt.

Glaskörpertrübungen

Eintrübungen im Glaskörper können entweder durch die Einlagerung von Zellen oder durch Veränderung der Glaskörper-eigenen Strukturen entstehen. Dies wird im Rahmen von Netzhautablösungen oder zu einem gewissen Punkt auch im normalen Alterungsprozess beobachtet. Die Betroffenen beschreiben kleine Flecken oder Fadenartige Strukturen im Gesichtsfeld, sogenannte «mouches volantes» (auch Mückensehen genannt). Glaskörpertrübungen sind an sich harmlos, eine zugrundeliegende Netzhautablösung sollte jedoch schnellstmöglich therapiert werden.

Glaskörperabhebung

Die Glaskörperabhebung kann vollständig oder teilweise (partiell) zum Beispiel nach einem Trauma des Auges auftreten oder Folge einer Kurzsichtigkeit mit zu langem Augapfel sein. Weitaus häufiger ist jedoch die altersbedingte Ablösung aufgrund von degenerativen Strukturveränderungen. Die Kollagene verdicken sich und der Glaskörper verflüssigt sich im Alter, was zu einem Kollaps führen kann. Der Glaskörper ist in seinem hinteren Teil nur locker an der Netzhaut befestigt, weshalb die hintere Glaskörperabhebung am häufigsten ist. Die Patienten beschreiben «mouches volantes», Lichtblitze, sowie eine verminderte Sehschärfe (Visus). Eine Glaskörperabhebung kann bleibende Netzhautschäden verursachen und bedarf sofortiger Therapie.

Entzündungen

Die isolierte Glaskörperentzündung wird in der Fachsprache Vitritis genannt, kommt aber selten vor. Häufiger ist sie im Rahmen einer Endophthalmitis, einer Entzündung von diversen Strukturen des Augeninneren (inklusive Glaskörper). Ursächlich können Mikroorganismen wie Pilze-Viren oder Bakterien sein, die entweder exogen von aussen in das Auge eingebracht wurden oder endogen über die Blutbahn ins Auge gelangt sind. Die Symptome sind variabel und reichen von Eiterbildung über Schwellung bis hin zu massivem Sehverlust. Begleitet werden diese Symptome in der Regel von dumpfen Schmerzen. Nicht behandelt kann eine Endophthalmitis zur Erblindung führen.

Angeborene Glaskörper-Erkrankungen

Bei der Augenentwicklung im Mutterleib entsteht als Vorgänger des Glaskörpers ein sogenannter primärer Glaskörper. Dieser enthält, im Vergleich zum reifen Glaskörper, Gefässe, die vor allem für die Ernährung der Linse zuständig sind. Bildet sich der embryonale Glaskörper nicht oder nur unvollständig zurück, so spricht man vom seltenen Krankheitsbild eines persistierenden hyperplastischen primären Glaskörpers (kurz PHPV). Die Sicht ist häufig massiv eingeschränkt und in der Diagnostik fällt ein weisser Pupillenreflex (Leukokorie) auf. Da häufig noch andere Strukturen fehlentwickelt sind gibt es keine erfolgsversrechende Therapie.

Glaskörper-Chirurgie

Der Glaskörper kann chirurgisch entfernt werden (Vitrektomie). Dieses Verfahren wird bei nicht resorbierbaren Blutungen in den Glaskörper, Netzhautablösung oder zur Entfernung von Fremdmaterial nach Gewalteinwirkung angewendet. Die Glaskörperhöhle wird nach der Entfernung mit Gas, Kochsalzlösung oder Silikon-Öl aufgefüllt. Die Resultate sind in der Regel sehr zufriedenstellend.

Fazit

Der Glaskörper bildet einen zentralen Bestandteil des Augeninneren und seine Erkrankungen können mit einer erheblichen Sehminderung einhergehen. Das häufigste Symptom bei Glaskörperveränderungen sind die sogenannten «mouches volantes» oder auch Mückensehen genannt. Zudem können Lichtblitze auftreten, wenn die Netzhaut mitbeteiligt ist.
Veränderungen der Strukturen des Glaskörpers sind im Alter physiologisch, weshalb ab dem 40. Lebensjahr regelmässige Kontrolluntersuchungen bei einem Facharzt empfohlen werden.
Ihr Augenarzt im Zürcher Oberland berät Sie gerne ausführlicher zum Thema.