Herpes-Infektionen des Auges

01.09.2022
  1. Start
  2. Herpes-Infektionen des Auges

Was ist Herpes?

Herpesviren sind DNA-Viren und umfassend als Viren-Familie über 130 verschiedene Arten. Die verschiedenen Arten mögen sich strukturell zwar sehr ähneln, unterscheiden sich in ihrer Wirkweise und den Folgeerkrankungen jedoch stark. Eine grundsätzliche Einteilung findet in Alpha-, Beta- und Gammavirinae statt – wobei zu der ersten Gruppe, den Alphavirinae, das Herpes-simplex-Virus (HSV-1, HSV-2 und HSV-3) dazugehört – das umgangssprachlich unter dem Namen «Herpes» bekannt ist. Die beiden Varianten Herpes-simplex-Virus-1 und 2 sind jeweils typisch für jene Körperregion, in welcher sie sich zeigen. Bei HSV-1 handelt es sich dabei um das sogenannte «Lippenherpes», wobei es zur Bläschenbildung im Gesicht, an den Lippen, der Mundschleimhaut und den Augen kommt. Beim Typ 2 spricht man vom sogenannten «Genitalherpes» mit ähnlicher Symptomatik.
Eine Infektion mit Herpesviren beginnt mit dem Kontakt. Der Virus trifft dabei auf die Zelloberfläche der Wirtszelle, wo eine spezifische Interaktion mit bestimmten Rezeptoren beginnt. In deren Verlauf wird das Virus in die Zelle aufgenommen und kann sich dort im Zellkern vermehren. Schlussendlich – und nachdem sich der Virus um ein Vielfaches in der Zelle replizieren konnte – wird die Wirtszelle mit Hilfe lysierender Enzyme aufgelöst und die Viren freigesetzt, um wiederum andere Zellen zu infizieren. Alternativ zum Untergang der Zelle kann es je nach Art auch vorkommen, dass das Virus im Zellkern zwar Virusgene produziert, diese dann dort aber latent über nahezu unbegrenzte Zeit persistieren können ohne, dass sich Symptome einer Infektion zeigen. Als Beispiel dafür gilt der Herpes zoster (HSV-3), welcher erst Jahre bis Jahrzehnte nach der Primärinfektion reaktiviert werden kann.
Bei einer symptomatisch verlaufenden Infektion kommt es, wie bereits erwähnt, zu bläschenartigen Haut- und Schleimhautausschlägen.

Infektion der Augen

Die Primärinfektion mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 erfolgt meist bereits schon vor dem 5. Lebensjahr und verläuft fast immer (in 99% der Fälle) asymptomatisch. Der «Durchseuchungsgrad» der Weltbevölkerung ist allerdings auch sehr hoch: Etwa 85-90% der Weltbevölkerung sind seropositiv, das heisst spezifische Antikörper gegen das Virus können im Serum nachgewiesen werden. Grundsätzlich kommt es bei einer solchen Infektion zu einer neuronalen Ausbreitung des Virus über die sensiblen Nerven. Die Viren verbleiben dabei lebenslang in bestimmten neuronalen Knotenpunkten (Ganglien, hier im Bereich des Gesichtes) und es handelt sich somit um eine latente Infektion. Das bedeutet, dass die Infektion zwar vorhanden aber meist asymptomatisch ist und nur in kürzeren, akuten Phasen zu Infektionsausbrüchen führt. Dabei werden die Viren via Nervenfasern aus den Knotenpunkten wieder in die Peripherie befördert, wo sie sich dann beispielsweise als Lippenbläschen oder ähnliches oberflächlich zu erkennen geben. Diese Bläschen sind entsprechend auch die häufigste Infektionsquelle für eine Primärinfektion – sie sind hochgradig ansteckend.
Welche Faktoren für diese akuten Herpesausbrüche verantwortlich sind, ist noch nicht abschliessend geklärt. Es hat sich aber bereits gezeigt, dass insbesondere Faktoren wie Stress, Fieber, Hormonveränderungen, UV-Strahlung, Traumen und Trigeminus-Verletzungen, eine Immunschwäche wie HIV oder auch andere Erkrankungen (Masern, Malaria, etc.) zu einer erhöhten Ausbruchshäufigkeit führen. Im Bereich der Augen kann eine akute Herpesinfektion auf verschiedene Art und Weise in Erscheinung treten:

  • Herpes cornea

    Darunter versteht man die Infektion und Entzündung der Hornhaut (Cornea) durch Herpesviren. Unter Umständen kann sich eine solche Infektion auch auf die Bindehaut ausweiten. Die Herpes-simplex-Keratitis ist sodann die Hauptursache für einseitige Hornhautnarben. Es kommt zu einer verminderten Hornhautsensibilität (kaum Schmerzen – im Gegensatz zu anderen Keratitis-Formen), einer Sehverschlechterung (Verschwommensehen), einem gesteigerten Tränenfluss und manchmal einer Erhöhung des Augendrucks. Als Spätfolgen oder Komplikation kann es entsprechend zu einer Augeninnendruckentgleisung beziehungsweise einem sekundären Glaukom, Hornhautnarben oder einer sekundären mikrobiellen Infektion kommen.

  • Zoster ophthalmicus

    Die hier vorherrschende Herpes-simplex-Art ist Typ 3 und somit das Variezella-Zoster-Virus (VZV). Auch in diesem Fall ist die Hornhaut betroffen, wobei zuerst zu Lichtscheu, gesteigertem Tränenfluss, Rötungen und Schwellungen des Auges auftreten. Darauf folgen dann meist Gruppen kleiner, schmerzender Vesikel (Bläschen) und Pusteln – wenn diese Bläschen schliesslich aufplatzen kommt es zur Krusten- und eventuell später Narbenbildung. Dieser ganze Vorgang dauert in der Regel drei bis vier Wochen. Im Gegenteil zu oben genannter Variante haben die Betroffenen in diesem Fall meist Schmerzen, welche unter Umständen – sollten sie sehr ausgeprägt sein – auch mit einer entsprechend analgetischen (schmerzstillenden) Therapie behandelt werden können.

Therapie

Herpes-simplex-Infektionen werden mittels Virostatika (z.B. Aciclovir) in Form von Augensalben behandelt – diese wird in der Regel mehrmals täglich über mehrere Wochen (je nach Ausprägung und Schweregrad) aufgetragen. Die Viren können dabei nicht abgetötet aber blockiert werden. Je nachdem wie stark die Ausprägung des akuten Infekts ist, wird entweder lokal oder systemisch behandelt. Kortikoide können unter Umständen hilfreich sein, wenn der immunologische Prozess primär im Vordergrund steht – dies sollte aber auf jeden Fall ein Augenarzt beurteilen. Im Falle einer bakteriellen Superinfektion (aufbauend auf die Entzündung und Gewebschwächung der Keratitis) muss normalerweise eine antibiotische Therapie zur Anwendung kommen. Das klinische Krankheitsbild einer herpetischen Augenerkrankung ist als solche generell schwer zu fassen, da die Symptome eine ganze Palette verschiedener Faktoren aufweist und somit in seiner Ausprägung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Aufgrund dieser Tatsache wird diese unter Augenärzten auch gerne mit einem Chamäleon verglichen – der Verdacht genügt aber in der Regel schon, um gegebenenfalls eine Behandlung einleiten zu können. Zur genaueren Beurteilung Ihrer Situation empfehlen wir Ihnen sich von eine Fachperson beraten und untersuchen zu lassen – die Spezialisten der Augentagesklinik Zürich Oberland unterstützen Sie dabei gerne.