Kinder & Fehlsichtigkeit

05.09.2022
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Schwieriges Erkennen einer Fehlsichtigkeit

Die Fehlsichtigkeit ist im Kindesalter häufig schwierig zu erkennen, da weder die Eltern noch die betroffenen Kinder den verminderten Visus (Sehschärfe) bemerken. Entweder fehlt die Sprache als Kommunikationsmittel oder das Kind hat sich so adaptiert, dass es die Sehminderung nicht als Einschränkung wahrnimmt. Andere Augenkrankheiten, wie zum Beispiel das Schielen, sind weitaus einfacher zu diagnostizieren.

Die Entwicklung der Sehfunktion

Bei der Geburt besitzt ein Baby gerade mal 15% von der normalen Sehschärfe und auch sein Gesichtsfeld ist deutlich eingeschränkt. Zudem schielen 30% der 3 Monate alten Kinder, der Anteil nimmt jedoch bei den 6 Monate alten Kindern auf 2% ab. Eine uneingeschränkte Sehfunktion ist zentral für die visuelle Entwicklung, die bei der Geburt noch nicht abgeschlossen ist. Ohne scharfes Bild auf der Netzhaut können Kinder ihre Sicht nicht richtig entwickeln und es kommt zur Schwachsichtigkeit (Amblyopie).

Hyperopie (Weitsichtigkeit)

Ist ein Kind weitsichtig, so kann es Gegenstände in der Nähe nicht scharf erkennen. Grund dafür ist ein zu kurzer Augapfel. Die eintretenden Lichtstrahlen werden folglich nicht auf der Netzhaut, sondern erst hinter dieser gebündelt und es kann kein scharfes Bild entstehen. Die Brechkraft der Hornhaut und Linse sind unzureichend. Die betroffenen Kinder leiden häufig an einer Schreib- und Leseschwäche, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Unkonzentriertheit. Die schulischen Leistungen können folglich erheblich beeinträchtigt werden. Die Therapie besteht in der individuellen Anpassung einer Brille mit Sammellinse (Plus-Gläser). Da Kinder noch eine sehr elastische Linse und damit eine gute Akkommodationsfähigkeit besitzen, kann eine Weitsichtigkeit lange unerkannt bleiben.

Myopie (Kurzsichtigkeit)

Die Kurzsichtigkeit ist bedingt durch einen zu langen Augapfel. Die Lichtstrahlen werden folglich nicht auf sondern bereits vor der Netzhaut gebündelt. Die Brechkraft von Hornhaut und Linse ist also zu stark. Die betroffenen Kinder sehen Objekte in der Ferne nicht scharf. Die Kurzsichtigkeit wird mit einer Brille mit Streulinsen (Minus-Gläser) behandelt.

Astigmatismus (Hornhautverkrümmung)

Liegt eine Hornhautverkrümmung vor, so können weder Objekte in der Nähe, noch solche in der Ferne scharf abgebildet werden, die Umgebung wird verzerrt wahrgenommen. Ursächlich ist eine fehlerhafte Form der Hornhaut. Diese ist kegelförmig statt gleichmässig rund gewölbt. Auch hier besteht die Behandlung in der Anpassung einer Brille. Nicht selten ist die Hornhautverkrümmung mit einer Kurz- oder Weitsichtigkeit vergesellschaftet.

Amblyopie (Schwachsichtigkeit)

Ist die binokuläre Sicht aus irgendeinem Grund eingeschränkt, so kommt es zu strukturellen Veränderungen in der visuellen Hirnrinde (visueller Cortex). Diese können sich bis zum 8.-10- Lebensjahr entwickeln und sind auch nur bis dann behandelbar. Besteht eine Schwachsichtigkeit also nach dem 10. Lebensjahr, so wird sie lebenslang vorhanden sein.

Ursachen der Ambylopie

Die häufigste Ursache für die Entstehung einer Schwachsichtigkeit ist das einseitige Schielen. Das Hirn ignoriert die Informationen, die es vom schielenden Auge erhält, da es diese nicht mit den Informationen des gesunden Auges integrieren kann und Doppelbilder verhindert werden wollen. Folglich sieht das Kind nur mit einem Auge und im visuellen Cortex übernimmt dieses gesunde Auge mehr und mehr die Gebiete, die dem schielenden Auge zustehen würden. Den gleichen Effekt können stark unterschiedliche Brechungsfehler (Anisometropie) haben. Von Deprivation spricht man, wenn die Informationen von einem Auge von der normalen Bildentstehung ausgeschlossen werden aufgrund von zum Beispiel einem grauen Star (Katarakt) oder der Ptosis (Herabhängendes Augenlid). Auch dies hat die Amblyopie als Folge.

Therapie der Ambylopie

Je nach Ursache wird die Ambylopie unterschiedlich behandelt. Ziel ist jedoch immer, das schwache Auge zu stärken um den strukturellen Veränderungen im visuellen Cortex vorzubeugen. Die Abdecktherapie bewirkt dies beim schielenden Kind. Man deckt das gesunde Auge ab und trainiert so das Schielende. Allfällige Brechungsfehler werden mit einer Brille korrigiert. Liegt eine Deprivation vor, so werden die Umstände, die zu dieser geführt haben, behandelt.

Brillen für Kinder

Es ist nicht immer ganz einfach ein Kind für das Tragen einer Brille zu motivieren. Da es jedoch zentral ist, dass die Sehhilfe möglichst den ganzen Tag getragen wird, ist der Tragekomfort zentral. Die Brille sollte leicht und angenehm zu Tragen sein und das Kind nicht in seinen Tätigkeiten einschränken. Da das Sturzrisiko bei Kindern ebenfalls erhöht ist, ist eine robuste Brille von Vorteil.

Genetische Faktoren

Es ist bekannt, dass das Vorkommen von Fehlsichtigkeit familiär gehäuft auftritt. Sind die Eltern von einer schweren Fehlsichtigkeit betroffen, so ist die Vorsorgeuntersuchung bei den Kindern empfohlen. Die rechtzeitige Therapie kann irreversible Folgeschäden erfolgreich verhindern.

Fazit

Fehlsichtigkeit bei Kindern ist relativ häufig. Wird eine solche rechtzeitig erkannt und mit dem passendem Hilfsmittel, meist einer Brille, behandelt, so können Spätfolgen vermieden werden und die Lebensqualität der Kinder ist nicht eingeschränkt. Die Schwachsichtigkeit kann nur bis zum 8.-10- Lebensjahr behandelt werden, danach ist sie irreversibel. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen im Kindesalter sinnvoll, insbesondere wenn eine familiäre Vorbelastung besteht.

Vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Augenarzt in Zürich Wetzikon und lassen Sie Ihr Kind altersgerecht untersuchen und betreuen.