Neurologie des Auges

02.09.2022
  1. Start
  2. Neurologie des Auges

Was versteht man unter der Neurologie des Auges?

Am Auge können sich diverse Erkrankungen manifestieren, nicht zuletzt gehören dazu Erkrankungen der Neurologie. Der Sehnerv (Nervus Opticus) ist der 2. Hirnnerv und verbindet die Netzhaut (Retina) mit dem, für die Sicht zuständigem Hirnareal, das auch Sehrinde genannt wird und im hinteren Teil des Hirnes lokalisiert ist. Drücken zum Beispiel Tumoren auf die Sehbahn, so kann es zu entsprechenden Symptomen kommen. Aber auch andere Hirnerkrankungen können sich negativ auf die Sicht auswirken oder sich mit Augensymptomen manifestieren. Im Folgenden wird auf einige häufige Erkrankungen eingegangen.

Migräne

Die Migräne ist eine sehr häufige Erkrankung. Bis zu 6% der männlichen und 20% der weiblichen Bevölkerung sind betroffen. Die klassischen Symptome umfassen unilateral pulsierender Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheue (Photophobie) und Lärmintoleranz (Phonophobie). Zudem leidet ein grosser Teil der Betroffenen zusätzlich an einer sogenannten Aura – Symptomatik. Damit werden begrenzte neurologische Ausfälle beschrieben, die sich meistens im visuellen System manifestieren. Patienten beschreiben Lichtblitze und farbige Ringe um Lichtquellen. Diese visuellen Symptome gehen dem Schmerz voraus und kündigen somit den Migräneanfall an.
Behandelt wird mit entsprechenden Schmerzmitteln und symptomatischer Therapie gegen die weiteren Symptome. Es gibt keine spezifische Therapie für die Augensymptomatik.

Parkinson-Syndrome

Ursache der Parkinson-Syndrome ist der Untergang von Dopamin-sezernierenden Nervenzellen in einer spezifischen Hirnregion (Substantia Nigra). Die klassischen Symptome umfassen Bewegungsarmut (zwingend), Zittern (Tremor), Steifheit und Halteinstabilität. Die Erkrankung verläuft chronisch und es besteht bis heute keine Heilungsmöglichkeit.
Mögliche Augensymptome bei Parkinson sind Trockenheit durch seltenen Lidschlag, Verschwommensehen, Doppelbilder, Augentremor (Augenzittern) und gestörte Blicksprünge (Sakkaden). Durch die zur Therapie eingesetzten Medikamente können als Nebenwirkungen noch weitere Augenprobleme vorkommen.

Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche, demyelisierende Erkrankung, deren Ursache noch nicht restlos geklärt ist. Sie verläuft häufig in Schüben, welche zunehmend an Intensität gewinnen können und später in eine Progredienz übergehen. Frauen sind tendenziell häufiger betroffen. Die Entzündung des Sehnerven, auch Opticusneuritis genannt, ist häufig eines der ersten Symptome einer beginnenden MS. Betroffne klagen über eine schmerzhafte Augenbewegung, verschleierte Sicht, Doppelbilder und Gesichtsfeldausfälle (Skotome). Da diese Symptome meistens als Schub auftreten und somit spontan wieder verschwinden ist die Diagnose häufig erschwert. Eine Augenärztliche Untersuchung sowie eine Bildgebung (MRI) ist indiziert.

Schielen

Das Schielen (Strabismus) kann diverse Ursachen haben. Eine Neurologische ist der Ausfall von den Augen-Hirnnerven (Hirnnerv III und IV) oder von übergeordneten Zentren zum Beispiel durch einen Schlaganfall. Die Augenmuskeln sind gelähmt, beziehungsweise eingeschränkt beweglich, was zur Wahrnehmung von Doppelbildern, Kopfschmerzen und zum Schielen führt. Man spricht in diesem Fall auch von Lähmungsschielen.
Die zugrundeliegende Pathologie sollte genau abgeklärt werden um eine möglichst ursächliche Therapie durchzuführen und keine schwerwiegende Pathologie zu verpassen. Eine Operation an den Augenmuskeln kann als ultima ratio durchgeführt werden.

Myasthenia Gravis

Unter Myasthenia Gravis wird eine Autoimmunerkrankung beschrieben, die zur verminderten Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel führt. Folglich kommt es zur Muskelschwäche, die sich am Auge als heraphängendes Lid (Ptose) und Augenmuskellähmungen manifestiert. Aufgrund der eingeschränkten Augenbewegung kommt es zum Doppelsehen. Die Augensymptome sind typisch im Anfangsstadium der Krankheit, später breitet sich die Muskelschwäche weiter aus.

Myotone Dystrophie

Die Myotone Dystrophie (MD) ist eine vererbbare Muskelerkrankung, die sich durch Steifheit und Schwäche der Muskulatur auszeichnet. Typischerweise sind die Gesichts-, Hals- und Nackenmuskeln betroffen. Am Auge manifestiert sich die Krankheit als herabhängendes Lid, Augenbewegungsstörungen und auch der graue Star (Katarakt) kann mit der Erkrankung assoziiert sein.

Entzündungen, Tumore und Fehlbildungen

Die Sehbahn erstreckt sich vom Auge bis in den hintersten Teil des Gehirnes. Somit können viele Pathologien den Weg beeinträchtigen. Hirntumore können je nach Lokalisation zu Gesichtsfeldausfällen oder Motilitätsstörungen führen. Am bekanntesten ist das Hypophysenadenom (ein gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse), das auf das Chiasma Opticum (Kreuzung der Nervenfasern) drückt. Dies äussert sich in einer sogenannten bitemporalen Hemianopsie, bei beiden Augen fehlt jeweils das äussere Gesichtsfeld. Auch entzündliche Prozesse oder Fehlbildungen von Gefässen (Bsp. Aneurysma) oder anderen hirneigenen Strukturen können das Sehvermögen beeinträchtigen.

Fazit

Das Auge ist ein sehr sensibles Organ, das in enger Verbindung zum zentralen Nervensystem steht. Diverse Erkrankungen, nicht zuletzt solche aus dem neurologischen Formenkreis, können sich am Auge manifestieren. Beim Auftreten von Doppelbildern, Lichtblitzen, Gesichtsfeldausfällen oder Bewegungsstörungen der Augen sollte umgehend ein Facharzt aufgesucht werden. Schwerwiegende Ursachen, wie zum Beispiel ein Schlaganfall oder eine beginnende Multiple Sklerose, sollten schnellstmöglich ausgeschlossen werden. Dazu ist neben der klassischen ophthalmologischen Untersuchung häufig ein Bildgebendes Verfahren (MRI) notwendig.
Für weitere Informationen und eine persönliche Beratung wenden Sie sich bitte an Ihren Augenarzt im Zürcher Oberland.