Schielen (Strabismus)

05.09.2022
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Was ist Schielen?

Beim Schielen, in der Fachsprache Strabismus genannt, handelt es sich um eine Fehlstellung mindestens eines Auges. Folglich ist das binokuläre Sehen (Sehen mit beiden Augen) beeinträchtigt und es können Doppelbilder und Sehminderungen auftreten. Eine Schielerkrankung kann jedoch auch lange Zeit unbemerkt bleiben, da die zentralnervöse Verarbeitung des Gesehenen Doppelbilder verhindern kann. Man spricht in diesem Fall von latentem Schielen (Heterophorie).

Ursache und Formen vom Schielen

Wie jede Erkrankung kann auch das Schielen durch verschiedene Ursachen bedingt sein.

Man spricht von primärem Schielen, wenn eine Schielerkrankung ohne eine andere ophthalmologische Erkrankung auftritt. Am häufigsten ist hierbei das frühkindliche Schielsyndrom. Dieses beginnt schon in den ersten Lebensmonaten und ist bedingt durch eine zentrale Entwicklungsstörung des beidäugigen Sehens. Ohne Therapie entwickelt sich in den allermeisten Fällen eine schwere Fehlsichtigkeit.
Vom Lähmungsschielen spricht man, wenn die Augenmuskeln beeinträchtigt sind und so das Schielen zu Stande kommt. Eine solche muskuläre Beeinträchtigung kann zum Beispiel durch Innervationsstörungen, Minderdurchblutung oder Verletzungen ausgelöst werden.

Sind Augenerkrankungen, wie zum Beispiel angeborene Brechungsfehler, ursächlich für eine Schielerkrankung, so handelt es sich um sekundäres Schielen.
Das latente Schielen bildet insofern eine Sonderform, als dass es nicht zwingend zu Symptomen führt. Die Sehachse ist zwar nicht parallel aber das Hirn kann die geringe Achsenabweichung korrigieren. Ein latentes Schielen bemerkt man erst, wenn man ein Auge abdeckt und so das binokuläre Sehen aufhebt.

Fehlsichtigkeit als Folge

Bleibt das Schielen unbehandelt so werden 90% der Betroffenen fehlsichtig. Das Hirn ist wegen der starken Achsenabweichung nicht mehr in der Lage, die Informationen von beiden Augen zu einem dreidimensionalen Bild zu fusionieren. Folglich entstehen Doppelbilder. Da diese den Alltag enorm beeinträchtigen, wird das Problem gelöst, indem nur die Information von einem Auge verarbeitet wird. Das vernachlässigte Auge wird fehlsichtig. Da vor allem Kinder von Schielerkrankungen betroffen sind, ist eine Fehlsichtigkeit besonders schwerwiegend und unbedingt zu vermeiden.

Behandlung

In sehr vielen Fällen ist eine sofortige Behandlung des Schielens notwendig um Folgeerkrankungen wie die Fehlsichtigkeit zu verhindern. Dies ist vor allem im Kindesalter zentral. Ist das Schielen durch eine Fehlsichtigkeit bedingt, so ist die Sehhilfe (Brille) die erste Wahl zur Therapie. Zusätzlich kann durch abkleben des gesunden Auges das fehlgestellte Auge trainiert werden. Diese zwei Methoden gehören zu der konservativen (nicht chirurgischen) Therapie. Es kann jedoch sein, dass eine Operation notwendig ist. Hierbei werden die äusseren Augenmuskeln so korrigiert, dass beide Augen wieder parallel stehen. Es handelt sich um eine sehr effiziente Methode und wird bei Kinder in Vollnarkose durchgeführt.

Epidemiologie

Wie bereits erwähnt, sind vorwiegend Kinder von Schielerkrankungen betroffen. Im Alter werden jedoch die Augenmuskeln zunehmend schwach und so kann es ebenfalls zu einer Achsenabweichung kommen. Spannend ist, dass ca. 70-80% der Bevölkerung von latentem Strabismus betroffen sind, ohne Symptome zu zeigen. Erst bei dem aufheben vom binokulären Sehen bei extremer Übermüdung oder unter Alkoholeinfluss können auch hier Doppelbilder auftreten.

Fazit

Schielen ist vor allem im Kindesalter eine ernstzunehmende Erkrankung, da es zu Folgeschäden kommen kann, welche jedoch durch die passende Behandlung verhindert werden können. Regelmässige augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen sind im Kindesalter generell empfohlen, da nicht jede augenärztliche Erkrankung offensichtlich ist. Zudem sollten Eltern bei jeder Auffälligkeit in Bezug auf die Augen (Kopfschiefhaltung, Lichtempfindlichkeit, Augenzittern, Leseschwäche etc.) einen Augenarzt konsultieren. Ihre Augenärzte im Zürcher Oberland beraten Sie gerne ausführlich zum Thema Strabismus.